Select Page

Dieses Jahr habe ich mir vorgenommen euch eine kleine Bericht-Reihe über mögliche Kajak-Angel-Gewässer in Mitteldeutschland zu liefern. Da meine Team-Kollegen alle rund um Bremen wohnen, bin ich sozusagen Einzelkämpfer, was die folgenden Gewässer angeht. Vorab möchte ich aber noch eine kurze Philisophie-Einheit schieben, die sie sich aus einem Gespräch mit zwei befreundeten Kajak-Angel-Einsteigern ergeben hat:

Kauft man sich ein Kajak hat man gewisse Vorstellungen, was die anglerische Zukunft bereit halten soll. Man möchte dort angeln, wo man als Uferangler nicht hinkommt. Man möchte große Gewässer befischen, in denen die Bestände nahezu unerschöpflich scheinen. Hier gibt es nun zwei Möglichkeiten:

1. Man kennt das Gewässer bereits und kann direkt loslegen und arbeitet sich von bekannten Spots immer weiter raus. Also alles wunderbar.

2. Die eigenen „Hausgewässer“ dürfen nicht vom Boot befischt werden. Neue Gewässer wollen erkundet werden. Hat man dann (endlich) ein geeignetes Gewässer gefunden, in dem man vom eigenen Boot aus angeln darf, muss man sich Einstiegsstellen raussuchen, an Parkplätze denken usw..

Ist dies geschafft,  paddelt man los in das vermeintliche Anglerglück. Und an dieser Stelle ist das Gespräch mit meinen Bekannten interessant geworden. Die beiden waren mit einem Tandem-Kajak das erste Mal an dem Gewässer, wie in Fall 2 beschrieben. Gefangen haben die beiden nichts und tatsächlich wurde die Enttäuschung auf das Kajak geschoben und es wurde an einen direkten Wiederverkauft gedacht! Aber man sollte an dieser Stelle ein bis zwei Schritte zurücktreten und die Situation ganz sachlich betrachten. Die besagten Kollegen sind Mitglieder in mehreren Vereinen, die verschiedenste Gewässertypen bereitstellen – jedoch keine typischen Bootsangelgewässer. Es war also nicht nur ein neues Gewässer, was die beiden befischt haben – es war ein ganz neuer Gewässertyp.

 

Das typische Bootsangelgewässer hat meist eine riesige Wasserfläche, 2km² sind da eher noch klein. So große Gewässer haben leider die Eigenart, dass die Fische sich auf wenige Prozent des Wasserkörpers versammeln und es unendliche erscheinende Weiten ohne Fisch zu geben scheint. An kleinen Gewässern würde man jetzt vielleicht drauf los angeln und durch „Strecke machen“ die Fische finden. Bei den typischen Bootsangelgewässern führt dies leider selten zu Erfolg. Man sollte sich bestenfalls Hotspots aussuchen und diese konzentriert befischen, aber auch den Mut (und die Kondition) haben, öfter den Spot zu wechseln.

Die nächste Besonderheit, die dieser Gewässertyp mit sich bringt ist das natürliche Nahrungsangebot. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass die großen Gewässer hervorragende Brutfischbestände aufweisen können. Dementsprechend sind die Raubfische häufig auch sehr stark auf die jeweiligen Brutfische eingeschossen. So kann es nie Schaden die Ködergröße drastisch zu verkleinern. Durch das große Nahrungsangebot können sich die Fische allerdings auch schnell satt fressen. Die Beisszeiten verkürzen sich und konzentrieren sich häufig auf die Morgen- und Abendstunden. Tagsüber kann es dann wiederum sinnvoll sein, auf Reaktionsbisse zu setzen – sei es durch Überbleiung, starke Vibrationen, Rasseln uvm…

Da viele dieser Gewässer in Mitteldeutschland Talsperren sind, haben die Angler hier mit wechselnden Wasserständen zu kämpfen. Erst vorgestern musste ich schmerzlich feststellen, dass alle Krautbereiche des Möhnesees trocken lagen und meine neu erworbene Hecht-Fliegenruten-Combo mit Schwimmschnur nicht sinnvoll zum Einsatz kommen konnte. Man sollte also immer flexibel bleiben und sich auf die unterschiedlichsten Wassertiefen (in diesem Fall 6-25m) einstellen können.

Ist man sich diesen Eigenarten im Vorfeld bewusst, muss man sich auch nicht über die nicht gefangenen Fische ärgern. Vielmehr sollte man das Gefühl genießen, dass man die oft wunderschönen Gewässer mit dem Kajak so intensiv und irgendwie ursprünglich genießen kann, wie es auf keine andere Art und Weise möglich ist – zumindest in meinen Augen. Man sollte an die Sternstunden denken, die solche Gewässer bieten können, sei es in gefangener Stückzahl oder den ganz kapitalen Räubern. Denn eins ist sicher: je größer das Gewässer, desto größer die Fische.